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Nachwuchsautoren im Gespräch: Jasmin Engel 

 20. Dezember 2019

Interviews mit Bestseller-Autoren gibt es überall. Also her mit den Nachwuchsautoren!

Diese Woche stelle ich Jasmin Engel vor, deren Werke nicht nur ein Gedicht sind, sondern in vielerlei Hinsicht auch in ferne Welten vordringen.

Hallo Jasmin. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit nimmst, um mir ein paar Fragen zu beantworten.

Du schreibst im Bereich Lyrik und Kurzprosa. Wie bist Du dazu gekommen? Was schreibst Du am liebsten und warum?

Schon als Kind habe ich die ersten Gedichte und kurzen Geschichten geschrieben. Bücher haben mich schon von klein auf fasziniert und ich wollte unbedingt selbst so etwas Schönes kreieren. Mein Vater war auch Künstler. Vielleicht liegt mir das also zusätzlich in den Genen.

Ich würde sagen, am liebsten schreibe ich tatsächlich an meinen Romanen, in denen ich Welten und Charaktere in Ruhe entfalten kann.

Viele Deiner Gedichte und Kurzgeschichten sind im Verlag veröffentlicht worden. Hast Du nie mit dem Gedanken gespielt, selbst zu veröffentlichen?

Ja, in den letzten paar Jahren habe ich durchaus an Self-Publishing gedacht. Meine Gedichte und Kurzgeschichten finden meist ihren Weg in Anthologien, doch meine Romane hatten es bisher sehr schwer. Für Agenturen und einen Großteil der Verlage jeder Größe sind meine Romane zu weit ab vom Mainstream. Das musste ich feststellen, als ich es die letzten Jahre bei vielen versucht habe.

Meine Dilogie im Genre Mystery/Spiritual Fantasy werde ich 2021 vielleicht auch selfpublishen.

Gedruckter Text oder E-Book – was liest Du selbst lieber?

Ich selbst lese ausschließlich Bücher in gedruckter Form. Es klingt altmodisch, aber ich mag es viel lieber, ein Buch in den Händen halten, das Papier riechen und manuell blättern zu können. Wer weiß, vielleicht lese ich jedoch in Zukunft probeweise auch mal E-Books.

Du bist Autorin sowie Mitglied in Tier- und Umweltschutzorganisationen. Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei Dir aus?

Die Mitarbeit beim Tier- und Umweltschutz muss ich meist auf das Wochenende verlegen, da ich werktags nicht dazu komme.

Unter der Woche widme ich die Zeit bis zum Mittagessen in der Regel dem Haushalt, Garten, unseren Hunden und lege Arzt- und sonstige Termine in den Vormittag. Ab dem Nachmittag verbringe ich meine Zeit bis zum abendlichen Kochen oder Einkaufen mit allem rund um mein Autorinnendasein. Das heißt Schreiben an sich, Social Media als Autorin, Mitarbeit im Autorinnen-Netzwerk, Kommunikation mit Verlagen, an Ausschreibungen teilnehmen und noch einiges mehr in dieser Richtung.

Schreibst Du jeden Tag?

Ich muss sagen, dass ich das zeitlich und auch von der Motivation sowie Inspiration nicht jeden Tag schaffe. Häufig ist es sonntags, dass ich noch einiges erledigen muss, wozu ich bis dahin nicht gekommen bin. Auf Reisen schreibe ich außerdem wenig bis gar nicht. Ich brauche meinen festen Arbeitsplatz und meine Gewohnheiten, die das Schreiben einrahmen.

Englische Autoren werden gerne gefragt, ob sie „Plotter“ oder „Pantser“ sind, also Planer oder Bauchschreiber. Zu welcher Fraktion gehörst Du?

Da gehöre ich eher zu den Pantsern, also Bauchschreiberinnen. Ich habe noch nie einen Roman oder auch nur eine Novelle komplett durchgeplottet, bevor ich mich ans Schreiben gesetzt habe. Ich plotte immer nur zwei, drei Kapitel voraus und lasse die Geschichte sich entwickeln.

Viele Autoren schwören auf Kaffee beim Schreiben. Welche Geheimmittel bringen Dich durch lange Schreibphasen?

Eine schöne, große Tasse Kaffee begleitet auch bei mir jede Schreibsitzung. Ein Geheimtipp ist es nicht, aber ich persönlich brauche dazu noch stets etwas zum Knabbern. Selten etwas wie Salzstangen, häufiger Kekse, etwas Schokolade oder ein Stück Kuchen.

Welche Themen oder Zeiten interessieren Dich beim Schreiben am meisten? Worüber würdest Du niemals schreiben?

Zum einen finde ich längst vergangene Epochen unheimlich interessant, am besten sogar, wenn sie mythen- und geheimnisumwoben sind. Daher spielt mein Debütroman auch bei den Maya. Zum anderen sind Themen wie Parallelwelten, Zeitreisen, Telepathie, Jenseitsvorstellungen, aber auch Traumreisen genau mein Thema. Letzteres in meiner Dilogie.

Nie schreiben würde ich seichte Liebesromane oder kaltblütige Krimis/Thriller.

Von welcher historischen Persönlichkeit könntest Du Dir vorstellen, dass sie in Deinen Büchern auftaucht? Oder ziehst Du fiktive Charaktere vor?

Hauptsächlich sind meine Charaktere bisher immer fiktiv gewesen, wobei Nebenfiguren oder einfach vorkommende Personen auch einmal tatsächlich historische Persönlichkeiten sein können. Ich ziehe fiktive Hauptcharaktere jedoch vor, da ich glaube, bei ihnen mehr Freiheiten zu haben. Ich fände es sehr schwierig, gerade den für mich faszinierendsten historischen Persönlichkeiten gerecht zu werden.

Woher nimmst Du die Ideen für Deine Bücher? Fallen Dir die spontan ein oder hast Du eine Sammlung, aus der Du schöpfen kannst?

Die meisten Ideen entwickeln sich bei mir über Jahre hinweg. Sie haben mit Themen zu tun, die mich teils bereits seit meiner frühen Jugend in ihren Bann ziehen. Eher für Kurzgeschichten und erst recht Gedichte fallen mir Ideen und Plots spontaner ein.

Hast Du schon einmal überlegt, ein Buch mit einem Mann als Protagonist zu schreiben?

In meinem Debütroman gibt es fünf ProtagonistenInnen und zwei davon sind Männer. Dabei ist mein absoluter Hauptcharakter unter den Fünf, der auch auf dem Cover zu sehen sein wird, androgyner als ein durchschnittlicher Mann hier und heute. Er entstammt einer außerirdischen Spezies. In meiner Dilogie ist der zweite Hauptcharakter ein Mann, allerdings ein Engel, also wieder kein normaler menschlicher Mann. Ich schätze also, dass ich bei männlichen Charakteren Menschen meide.

Hast Du literarische Vorbilder? Wenn ja, wen?

Was den Stil angeht, ist es bei mir Hermann Hesse und in puncto Eigenheit, Fremdartigkeit Kafka. In speziell meinen Genres würde ich Ursula K. LeGuin und Christelle Dabos dazu zählen.

Welches Buch liegt aktuell auf Deinem Lesestapel?

Ganz oben liegt momentan Feuerschwingen von Sabrina Zelezný, erschienen im Verlag ohneohren.

Was findest Du beim Schreiben eines Textes am schwierigsten?

Ich würde sagen, die größte Herausforderung ist für mich, auch bei sehr langen Texten wie meinen Romanen zumindest fast täglich zu schreiben, am Ball zu bleiben, nicht aufzuhören, wenn es kompliziert wird oder Plotlöcher aufgetaucht sind. Außerdem, wenn man gerade einmal wieder eine Absage von einem Verlag oder einer Agentur bekommen hat. Dann trotzdem motiviert zu bleiben.

Was stört Dich am meisten am Autorendasein? Was genießt Du besonders?

Am meisten stört es mich, dass viele Agenturen und Verlage jeder Größe unhöflich und teils sogar respektlos mit Nachwuchsautor*innen wie mir umgehen. Ich habe häufig keine oder eine patzige Antwort auf mein Manuskriptangebot hin bekommen, obwohl ich mich teils aufwändig per Post beworben habe. Auch auf mein freundliches Nachfragen hin erhalte ich oft keine Reaktion.

Was auf den Websiten der Verlage unter „Manuskripteinsendungen“ steht, erweist sich nicht selten als beschönigt. Ich habe fast noch nie eine Rückmeldung in der dort angegebenen Zeitspanne bekommen. Ich glaube auch nicht, dass große Verlage wirklich jedes Manuskript von unbekannten Nachwuchsautor*innen so gründlich prüfen, wie es teils auf der Website steht.

Was ich hingegen besonders genieße, ist meine Kreativität frei ausleben zu können. Meine Romanfiguren wachsen mir mit der Zeit ans Herz und werden zu einem Teil meines Lebens. Außerdem finde ich es schön, mich mit anderen Autor*innen auszutauschen.

Die Bücherwelt dreht sich immer schneller. Manche Autoren bringen vier bis sechs Bücher pro Jahr auf den Markt. Einen Roman in 30 oder 60 Tagen zu schreiben, wird überall als machbar angepriesen. Siehst Du dieser Entwicklung gelassen entgegen oder fühlst Du Dich dadurch unter Druck gesetzt?

Ich sehe diese Entwicklung als etwas Negatives an, fühle mich aber persönlich nicht davon unter Druck gesetzt. Ich schreibe in meinem Tempo und meine persönlichen Ansprüche an meine Texte erfüllend. Ich überarbeite meine Manuskripte in mehreren Durchgängen. Wenn jemand in 30 bis 60 Tagen einen stilistisch und inhaltlich anspruchsvollen Roman hinbekommt, finde ich das bewundernswert. Es ist aber leider nur in den seltensten Fällen so. Ich finde, Qualität braucht ihre Zeit.

Wenn Du anderen Nachwuchsautoren einen Rat geben solltest, welcher wäre das?

Ich würde den Nachwuchsautor*innen, die näher am Mainstream schreiben, den Rat geben, sich bei einer Agentur zu bewerben. Von einer Agentur vertreten, haben sie wesentlich höhere Chancen bei den Verlagen.

Nachwuchsautor*innen, die wie ich abseits vom Mainstream schreiben, würde ich dagegen raten, es lieber gleich bei kleinen Verlagen zu probieren, sich gar nicht erst bei Agenturen und größeren Verlagen zu bewerben. Der Aufwand ist zu groß für die winzige Chance, die man da hat.

Besonders würde ich ihnen den Rat geben, sich treu zu bleiben und nicht aufzugeben.

Nächstes Jahr soll Dein Debütroman erscheinen. Erzähl mal!

Mein Historical Fiction Roman Die Götter der Dämmerung soll im nächsten Frühling/Sommer im Oldib Verlag erscheinen. Näheres dazu und auch das Cover werde ich bald in den Sozialen Medien sowie auf meiner Homepage enthüllen.

Es war ein langer, steiniger Weg bis dahin, selbst wenn ich „nur“ bei einem Kleinverlag veröffentlichen werde.

Mein Debütroman spielt im Mittelamerika des 7. Jahrhunderts und überwiegend im alten Reich der Maya. Es spielt eine große Rolle in meinem Buch, wie die alten Maya gelebt haben, sowohl in einem Dorf als auch in den großen Städten. Überdies ist die Mythologie der Maya ein zentrales Thema. Das zweite Hauptthema, mit dem die Leserschaft gleich zu Beginn konfrontiert wird, ist Prä-Astronautik. Eine Gruppe Forscher von einem anderen Planeten bereist gerade die Erde, in diesem Fall Mittelamerika und das Reich der Maya. Zwei Außenseiter unter ihnen können sich eigentlich überhaupt nicht leiden, doch im Laufe der Geschichte müssen sie lernen zusammenzuarbeiten. Sie haben schließlich einen gemeinsamen Feind.

An was arbeitest Du sonst noch und was sind Deine nächsten Projekte?

Mein Debütroman ist ein in sich geschlossener Band. Aber zu dem Thema Prä-Astronautik werde ich sicher in den nächsten Jahren noch einen weiteren Roman schreiben. Womöglich kommt einer der Charaktere meines Debütromans auch hier wieder vor. Den Entwurf zu diesem weiteren Historical Fiction Roman habe ich bereits. Er soll im alten Mesopotamien spielen.

Momentan jedoch bin ich gerade dabei, den zweiten Teil meiner Dilogie fertig zu schreiben. Das Genre ist hier Mystery/Spiritual Fantasy. Es ist wieder eine völlig andere Geschichte mit ganz anderen Themen als in meinem Debütroman. Hier spielen Parallelwelten und Traumreisen die Hauptrolle.

Außerdem habe ich vor, nächstes Jahr einen Kurzroman zu schreiben, der im französischen Mittelalter spielen soll.

Wo kann man Dich online am besten erreichen, wenn man sich für Dich und Deine Bücher interessiert?

Auf Twitter erzähle ich am meisten über meine aktuellen Projekte und mein Autorinnenleben insgesamt.

Auf Facebook mischt sich bei mir Privates mit meinem Autorinnendasein.

Meine Homepage versuche ich immer aktuell zu halten.

Vielen Dank für das Gespräch, Jasmin.


Wenn Du jetzt Lust bekommen hast, auch unter die Nachwuchsautoren zu gehen, dann schau doch mal in meinen Beitrag Crash-Kurs für Autoren hinein. Darin begleite ich Hobbyautoren von der Buchidee bis zum fertigen Buch und noch ein Stückchen weiter.


Dr. Birgit Constant


Birgit Constant ist promovierte Mediävistin, hat elf Sprachen gelernt und sich in Übersetzung, IT und PR herumgetrieben, bevor sie in der Buchwelt landete.

Sie schreibt historische Romane für Leser, die geschichtlich und sprachlich ins Mittelalter eintauchen wollen, und hat einen Ratgeber für Nachwuchsautoren veröffentlicht, die mit deutscher Bürokratie und Buchmarketing kämpfen.

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