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Nachwuchsautoren im Gespräch: Michelle Freund 

 20. September 2019

Interviews mit Bestseller-Autoren gibt es überall. Also her mit den Nachwuchsautoren!

Diese Woche stelle ich Michelle Freund vor, die in ihren Romanen ganz wörtlich in andere Welten abtaucht.

Hallo Michelle. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit nimmst, um mir ein paar Fragen zu beantworten.

Du schreibst Fantasy für Kinder und Jugendliche. Wie bist Du dazu gekommen? Welche Altersgruppe interessiert dich dabei am meisten und warum?

Es mir wichtig, den jungen Lesern die Welt nahe zu bringen, die direkt vor ihren Füßen liegt. Unsere Weltmeere sind ein bedrohtes Ökosystem, und es wäre schön, wenn junge Menschen sich für diesen Lebensraum und seinen Schutz interessieren und einsetzen.

Faranon ist ein Buch für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Das hängt mit den Handlungen zusammen, die nicht unbedingt für jüngere Leser geeignet sind (Tod, Liebe, Intrigen, Verrat, Machtgier). Ich möchte, dass meine Leser auch alles verstehen, was sie lesen. Und dass sie von meinen Geschichten keine Alpträume bekommen. Das Buch mag harmlos erscheinen, ist es aber nicht. Das haben mir die Teilnehmer meiner Leserunde bei Lovelybooks bestätigt.

Du bist Self-Publisherin. Kam es für Dich nie in Frage, bei einem Verlag zu veröffentlichen? Was magst Du am Self-Publishing? Auf was könntest Du verzichten? 

Ich wollte wie die meisten Autoren bei einem Verlag veröffentlichen. Leider hatte ich das Pech, bei einem Druckkostenzuschussverlag zu landen. Das „Angebot“ hat mich derart schockiert, dass ich beschlossen habe, als Self-Publisher zu veröffentlichen.

Ich finde gut, dass ich beim Self-Publishing alle Entscheidungen selbst treffen kann. Der Nachteil ist halt, dass man auch das komplette Marketing selbst organisieren muss. Und das ist nicht nur schwierig, sondern auch sehr teuer.

Liest Du selbst lieber E-Books oder gedruckte Bücher?

Ich bin ein Büchermensch. Ich mag es, wenn im Regal die Bücher stehen, die ich schon x-mal gelesen habe.

Ist vielleicht auch eine Frage der Generation.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei Dir aus? 

Ich arbeite Vollzeit, um meinen Lebensunterhalt zu sichern. Das Autorenleben findet dann nach Feierabend und am Wochenende statt.

Schreibst Du jeden Tag? 

Nein. Ich kann das gar nicht, weil mir nicht jeden Tag etwas einfällt. Aber wenn ich einen „Lauf“ habe, dann sitze ich schon ein paar Stunden hintereinander am Laptop und lasse die Ideen raus. Da kommen schon mal ein paar tausend Wörter zusammen.

Englische Autoren werden gerne gefragt, ob sie „Plotter“ oder „Pantser“ sind, also Planer oder Bauchschreiber. Zu welcher Fraktion gehörst Du? 

Die ersten beiden Bücher habe ich als „Pantser“ geschrieben. Es hat sich halt so ergeben. Für die weiteren Bände habe ich bereits einen Plot angefangen und in einer Tabelle alle Ereignisse festgehalten. Das ist jedoch nicht endgültig, da mir meistens beim Schreiben immer noch eine Menge einfällt. Ich bleibe wohl trotz aller Vorbereitungen eher ein Bauchschreiber.

Viele Autoren schwören auf Kaffee beim Schreiben. Welche Geheimmittel bringen Dich durch lange Schreibphasen? 

Kaffee massenweise, Wasser und Joghurt oder Kekse. Und das Radio muss laufen. Ich kann nicht schreiben, wenn es um mich herum vollkommen still ist.

Welche Themen oder Zeiten interessieren Dich beim Schreiben am meisten? Worüber würdest Du niemals schreiben? 

Meine Bücher handeln vom Meer und seinen Lebewesen – in allen Facetten. Die Geschichte von Faranon spielt einige Jahrhunderte vor unserer Zeit. Als Umweltverschmutzung noch kein Thema war.

Ich könnte keine Krimi-, Horror-, Liebes- oder Erotikgeschichte schreiben. Das liegt mir einfach nicht.

Woher nimmst Du die Ideen für Deine Bücher? Fallen Dir die spontan ein oder hast Du eine Sammlung, aus der Du schöpfen kannst?

Vor zehn Jahren erfuhr ich in einer Fernsehdokumentation vom Korallensterben. Und ich fragte mich: Was genau passiert in einem sterbenden Korallenstock? Und dann hat meine Fantasie die Regie übernommen. Im Laufe der Jahre ist mir immer mehr eingefallen – angefeuert durch weitere Dokus im Fernsehen.

Ganz am Anfang war Faranonaber nicht mehr als eine Randnotiz zu einer anderen Buchreihe, die ich schreiben wollte. Irgendwann ist es aber immer wichtiger geworden. Daher habe ich entschieden, zuerst einmal von den Meeresvölkern zu erzählen.

Hast Du schon einmal überlegt, ein Buch mit einem Mann als Protagonist zu schreiben?

Der Protagonist in meinen Büchern ist ein fünfzehnjähriger Junge names Suli Neron. Auch sonst gibt es in den Büchern viele männliche Figuren.

Hast Du literarische Vorbilder? Wenn ja, wen?

Meine Vorbilder sind J.R.R. Tolkien und Tad Williams. Und Ephraim Kishon. Seltsame Mischung, aber deren Bücher lese ich am liebsten und habe mich auch von ihnen inspirieren lassen.

Welches Buch liegt aktuell auf Deinem Lesestapel?

Ich warte darauf, dass George R. Martin die Game-of-Thrones-Serie beendet. Ansonsten lese ich im Moment gar nicht, weil ich zu sehr mit Schreiben beschäftigt bin.

Was findest Du beim Schreiben eines Textes am schwierigsten?

Meine blühende Fantasie führt dazu, dass ich sehr ausschweifend schreibe. Ich habe zum Beispiel fünf Kapitel lang über eine Schlacht geschrieben, die in Faranon stattfand. Mich kurz zu fassen, war schon in der Grundschule für mich ein Problem – ich höre noch heute die Lehrerin sagen: „Michelle, ich sagte zwei DIN-A4-Seiten, nicht fünf!“

Was stört Dich am meisten am Autorendasein? Was genießt Du besonders?

Ich genieße es, dass ich schreiben kann, wann immer ich will. Ohne Zeitdruck. Als Self-Publisher entscheidet man ja selbst, wann ein Buch erscheint.

Mich stört allerdings, dass nicht von Anfang an eine Lektorin da ist, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht.

Die Bücherwelt dreht sich immer schneller. Manche Autoren bringen vier bis sechs Bücher pro Jahr auf den Markt. Einen Roman in 30 oder 60 Tagen zu schreiben, wird überall als machbar angepriesen. Siehst Du dieser Entwicklung gelassen entgegen oder fühlst Du Dich dadurch unter Druck gesetzt?

Ich weiß nicht, wie man einen Roman in so kurzer Zeit schreiben kann. Damit wäre ich überfordert. Ich brauche viel Zeit, und die nehme ich mir auch. Hängt vielleicht auch vom Genre ab.

Wenn Du anderen Nachwuchsautoren einen Rat geben solltest, welcher wäre das?

Es gibt unendlich viele Geschichten auf dieser Welt, und für jede Geschichte gibt es einen Leser.

Lasst euch bloß nicht davon abbringen, eure Geschichte zu erzählen!

Mit Deiner Faranon-Reihe tauchst Du ab in die Ozeane der Welt. Bist Du selbst eine Wassernixe oder wie kamst Du auf die Idee zum Buch? Worum geht es darin?

Also, Wasser war schon immer mein Element. Aber ein Fischschwanz ist mir bisher noch nicht gewachsen. Schwimmhäute zwischen den Fingern habe ich auch nicht. Aber seit ich als 10-Jährige an der Nordsee war, hat mich das Meer nicht mehr losgelassen.

In den Faranon-Romanen geht es um die sechs Völker, die der Meeresgott Eburon erschaffen hat.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Korallenwesen aus Faranon. Das Königreich liegt versteckt im Great Barrier Reef.

Es gibt daneben auch noch die Meerfrauen und -männer, die Gupaxen, die Elianer, die Salpeken und die Tyrkaner.

Handlungsorte sind das Great Barrier Reef, die Aleuten, Spitzbergen, eine Höhle auf der Insel Tristan da Cunha im Südatlantik und der Eispalast von Eburon (wo der liegt, darf ich leider nicht verraten!).

Ein skrupelloser, perfider Herrscher strebt nach der Macht über alle Lebewesen der Meere. Die sechs Völker versuchen, ihn aufzuhalten, jedes auf seine Weise.

Faranon – Die rote Flut beginnt mit einer Schlacht und der anschließenden Suche nach dem Eispalast des Meeresgottes Eburon.

Dieses Jahr ist der erste Band der Faranon-Reihe erschienen. Wann erscheint der zweite Band und was sind Deine nächsten Projekte?

Der zweite Band, Das silberne Tor, war für Dezember 2019 geplant. Ich habe das Manuskript zwischenzeitlich für den #newpipertalent2019-Wettbewerb gemeldet. Sollte das Manuskript nicht in die Endrunde kommen, werde ich das Buch dann wohl im November veröffentlichen. Zwei weitere Bände sind geplant.

Wo kann man Dich online am besten erreichen, wenn man sich für Dich und Deine Bücher interessiert?

Zum einen auf meiner Website mermaid-meeka.de, bei Twitter (@mermaidMika1), bei Instagram (@mermaid.mika) oder bei facebook (@Michelle Freund).

Vielen Dank für das Gespräch, Michelle.


Wenn Du jetzt Lust bekommen hast, auch unter die Nachwuchsautoren zu gehen, dann schau doch mal in meinen Beitrag Crash-Kurs für Autoren hinein. Darin begleite ich Hobbyautoren von der Buchidee bis zum fertigen Buch und noch ein Stückchen weiter.


Dr. Birgit Constant


Birgit Constant ist promovierte Mediävistin, hat elf Sprachen gelernt und sich in Übersetzung, IT und PR herumgetrieben, bevor sie in der Buchwelt landete.

Sie schreibt historische Romane für Leser, die geschichtlich und sprachlich ins Mittelalter eintauchen wollen, und hat einen Ratgeber für Nachwuchsautoren veröffentlicht, die mit deutscher Bürokratie und Buchmarketing kämpfen.

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