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Nachwuchsautoren im Gespräch: Nadine Föhse 

 18. Oktober 2019

Interviews mit Bestseller-Autoren gibt es überall. Also her mit den Nachwuchsautoren!

Diese Woche stelle ich Nadine Föhse vor, die durch einen Schicksalsschlag zur Autorin und Macherin wurde.

Hallo Nadine. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit nimmst, um mir ein paar Fragen zu beantworten.

Sehr gern!

Du bist Lektorin, Autorin und Bloggerin. Welcher der drei Bereiche gefällt Dir am besten und warum?

Wow, direkt eine schwierige Frage ganz zu Anfang. Also, mein Blog ist in erster Linie ein Hobby – für das ich in den letzten Monaten gar nicht so viel Zeit hatte. Am meisten Spaß macht mir momentan eindeutig meine Tätigkeit als Autorin. Immerhin wollte ich schon als Kind am liebsten nur schreiben! In meinen Geschichten kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und genau das erzählen, was mir gefällt. Das Lektorat nimmt seit einigen Monaten auch gar nicht mehr so viel Zeit in meinem Leben ein. Praktisch in diesem Bereich ist, dass ich auch Texte korrigieren und lektorieren kann, während meine kleine Tochter neben mir spielt. Das Schreiben fällt mir da schwerer und lässt sich besser in ihre Schlafphasen legen. Dadurch, dass ich in verschiedenen Bereichen tätig bin, kann ich immer genau dann genau das machen, was gerade passt. Das gefällt mir tatsächlich am besten!

Dein Debütroman erschien am 31. Juli 2019. Worum geht es darin und was hat Dich bewegt, einen bzw. genau diesen Roman zu schreiben?

Zweifelhafte Wahrheiten ist als E-Book tatsächlich schon Ende Juni erschienen, nur das Taschenbuch hat noch ein bisschen auf sich warten lassen. Es ist ein Jugendbuch, der erste Band einer Reihe und handelt von Freundschaft, Liebe, dem Erwachsenwerden – typischen Jugendthemen eben. Die Protagonistin, Isa macht ihr Abitur, sie lernt neue Freunde kennen, fängt mit einem Studium an und stellt im Laufe des Buches fest, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist, wenn man erwachsen wird. Die Idee zu Zweifelhafte Wahrheiten geisterte mir tatsächlich schon eine ganze Weile im Kopf herum. Sie reifte während meiner eigenen Fahrten zur Universität. Der Startschuss fiel dann endlich 2019, als ich nach einem schweren Schicksalsschlag entschieden habe, dass immer der richtige Zeitpunkt für so etwas ist. Das Leben ist zu kurz, um alles auf die lange Bank zu schieben.

Du bist Self-Publisherin. Kam es für Dich je in Frage, bei einem Verlag zu veröffentlichen?

Grundsätzlich bin ich einer Veröffentlichung im Verlag nicht abgeneigt. Das Self-Publishing bietet für mich persönlich den Vorteil, dass ich alles selbst entscheiden kann. Wer macht das Cover, wer das Lektorat, wie soll das Marketing aussehen, was kostet das Buch? Das alles sind Fragen, die ich mit niemandem abklären muss. Ich bin frei darin, wann ich welches Buch veröffentlich will, und liebe diese Freiheit! Auch kann ich, wenn ich will, in verschiedenen Genres schreiben, ohne mir für jedes einen eigenen Verlag zu suchen oder ein Pseudonym zu überlegen. Wenn also ein Verlag eines meiner Bücher veröffentlichen möchte, muss das Angebot schon richtig gut sein, damit ich zusage. Abgesehen davon höre ich in letzter Zeit immer öfter von Schreibenden, die unzufrieden mit ihrem Verlag sind. Das bestärkt mich natürlich darin, weiterhin selbst zu veröffentlichen.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei Dir aus?

Ich glaube, so einen richtig „typischen“ Tag gibt es gar nicht. Ich habe ja eine anderthalbjährige Tochter, die noch nicht in der Kita oder so ist, so dass ich sie größtenteils selbst zu Hause betreue. Mein Mann ist Vollzeit berufstätig. Deshalb richtet sich mein Tag häufig nach meiner Tochter. Was braucht sie, was will sie? Wir frühstücken jeden Morgen gemeinsam, dann räume ich ein bisschen in der Wohnung auf, und sie spielt. Irgendwann gibt es hoffentlich einen Mittagsschlaf. Währenddessen kann ich arbeiten. Am Nachmittag kommt Papa nach Hause, dann koche ich, wir essen gemeinsam und Papa bringt die Kurze ins Bett. Dann habe ich nochmal Gelegenheit zu arbeiten. An etwa zwei Tagen in der Woche betreut meine Schwiegermutter meine Tochter bei sich, so dass ich den ganzen Vormittag Zeit habe, um zu arbeiten. Die Wochenenden sehen natürlich nochmal ganz anders aus. 

Schreibst Du jeden Tag?

Ich versuche es! Manchmal klappt es nicht, vor allem, wenn mit meiner Kleinen etwas ist. Auch am Wochenende kommt das Schreiben manchmal zu kurz, weil wir als Familie was unternehmen. Wenn’s nach mir ginge, würde ich am liebsten jeden Tag schreiben!

Englische Autoren werden gerne gefragt, ob sie „Plotter“ oder „Pantser“ sind, also Planer oder Bauchschreiber. Zu welcher Fraktion gehörst Du?

Ich bin, wie wahrscheinlich die meisten Autoren, irgendwo dazwischen. Ich plane schon ein bisschen bzw. weiß, wo meine Geschichte hingehen soll. Aber ich kenne nicht jeden Plottwist in jedem Kapitel, bevor ich schreibe. Ich plane nicht alles en détail, sondern habe nur ein grobes Grundgerüst, das ich im Prozess mit Leben fülle.

Viele Autoren schwören auf Kaffee beim Schreiben. Welche Geheimmittel bringen Dich durch lange Schreibphasen?

Uh, Kaffee trinke ich gar nicht! Höchstens eine große Tasse heiße Milch mit einem halben Espresso und zwei Stücken Zucker. Auch sonst bin ich niemand, der Rotwein oder Tee oder Chips zum Schreiben braucht. Manchmal höre ich klassische Musik beim Schreiben. Im Moment ist Der Nussknacker ganz weit vorne. Aber eigentlich liebe ich die Ruhe und kann mich dann auch stundenlang in einem Manuskript verlieren.

Welche Themen oder Zeiten interessieren Dich beim Schreiben am meisten? Worüber würdest Du niemals schreiben?

Vom Genre her sind meine Bücher Jugendbücher bis Young Adult. Ich schreibe das, was ich als Teenager selbst gern gelesen habe oder gelesen hätte. Meine Geschichten spielen dabei im Hier und Jetzt – ich bin definitiv keine Fantasy-Autorin! Ansonsten möchte ich mich nicht einschränken. Wenn ich irgendwann einen Krimi aus den 1920er-Jahren schreiben möchte, dann los! Auch kritische Themen kann ich mir für meine Romane durchaus vorstellen, dann aber nur mit Prüfung durch Sensitivity Readers, also Testleser, die speziell auf Vorurteile, Klischees, Stereotypen, kulturelle Inkorrektheiten und ähnliches achten.

Von welcher historischen Persönlichkeit könntest Du Dir vorstellen, dass sie in Deinen Büchern auftaucht? Oder ziehst Du fiktive Charaktere vor?

Ich schreibe eigentlich nur über fiktive Charaktere. Natürlich sind meine Werke aktuell und greifen auch aktuelle Themen auf. In meinem Debüt Zweifelhafte Wahrheiten findet sich beispielsweise eine Anspielung auf das „Dschungelcamp“, im aktuellen Roman gibt es immer wieder politische Andeutungen. Aber ich möchte keine real existierende oder historische Persönlichkeit direkt in meinen Büchern porträtieren. Das würde ich auch nicht mit Familie oder Freunden machen.

Woher nimmst Du die Ideen für Deine Bücher? Fallen Dir die spontan ein oder hast Du eine Sammlung, aus der Du schöpfen kannst?

Immer wenn mir eine Idee für eine Geschichte kommt, notiere ich sie mir. Entweder in meinem Kalender (der ist aus Papier, old school!) oder in einer Notiz auf meinem Handy. So habe ich immer einen kleinen „Ideen-Pool“, aus dem ich mir aussuchen kann, was ich ausformulieren will. Ich setze mich aber nicht hin und sage mir: „So, jetzt musst du über etwas schreiben.“

Hast Du schon einmal überlegt, ein Buch mit einem Mann als Protagonist zu schreiben?

Tatsächlich gibt es in meinem aktuellen Roman, der unter dem Arbeitstitel #queer läuft, gleich zwei männliche Protagonisten! Also ja, das kann ich mir gut vorstellen!

Hast Du literarische Vorbilder? Wenn ja, wen?

Ich bin ein großer Fan von Stephen King! Ich lese seine Bücher liebend gern. The Green Mile gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass er jeden Morgen einige Stunden schreibt. Das ist eine feste Zeit, bis 11 Uhr, glaube ich. In dieser Zeit bringt er manchmal mehrere tausend Wörter zu Papier, manchmal auch nur einen Satz. Egal, wie viel er schafft, er hört erst um 11 Uhr auf. Das finde ich unfassbar spannend und würde das gern mal selbst ausprobieren. Vielleicht, wenn das Töchterchen in die Kita geht. Außerdem liebe ich das Worldbuilding und die Liebe zum Detail von J. K. Rowling. Obwohl ich nicht weiß, ob ich das auch könnte. Ich picke mir also von anderen Autoren und Autorinnen genau das raus, was mir gefällt oder zu mir passt.

Welches Buch liegt aktuell auf Deinem Lesestapel?

Ich habe gerade gar keinen Lesestapel! Ich komme seit der Geburt meiner Tochter kaum zum Lesen, obwohl ich gern so viele Bücher hätte. Zuletzt habe ich Kurt von Sarah Kuttner als Hörbuch gehört, das möchte ich definitiv noch als Buch haben. Außerdem warte ich sehnsüchtig auf Killing Zombies and Kissing You von Magret Kindermann. Soweit ich weiß, verzögert sich da die Taschenbuchveröffentlichung noch etwas.

Was findest Du beim Schreiben eines Textes am schwierigsten?

Gute Frage. Ich finde es eigentlich sehr leicht zu schreiben. Manchmal muss ich mich durch Szenen durchbeißen, um zu anderen Szenen zu kommen, die ich gerade viel lieber schreiben möchte – aber das ist ein Luxusproblem. Schwieriger finde ich, auf Feedback von Testlesern und meiner Lektorin zu warten und dieses dann in mehreren Sessions einzuarbeiten. Aber gerade das ist so unendlich wichtig, um aus einem Rohentwurf ein tolles Buch zu machen!

Was stört Dich am meisten am Autorendasein? Was genießt Du besonders?

Ich genieße die Freiheit, die ich habe. Ich genieße es, meine Gedanken und Geschichten zu Papier zu bringen. Etwas zu erschaffen, über das sich andere freuen! Bisher habe ich noch nicht so viel gefunden, was mich stört. Höchstens vielleicht, dass immer wieder Leute denken, dass das ja nur ein „Hobby“ ist. Ja, das Schreiben macht mir Spaß, aber ich verdiene damit trotzdem Geld!

Die Bücherwelt dreht sich immer schneller. Manche Autoren bringen vier bis sechs Bücher pro Jahr auf den Markt. Einen Roman in 30 oder 60 Tagen zu schreiben, wird überall als machbar angepriesen. Ist das mit ein Grund, warum Du Dir für 2019 „4 in 12“ vorgenommen hast, also vier Bücher in 12 Monaten zu schreiben? 

Ich habe damals im Blog von Jacky Vellguth gelesen, dass sie zwölf Bücher in zwölf Monaten schreibt. Auch sie hat das als machbar angepriesen. Ich fand die Idee spannend, vor allem, um endlich einen Einstieg zu finden. Der eigentliche Grund war aber ein anderer. Achtung: Triggerwarnung, hier geht es um Tod!

Im September 2018 ist meine Mama nach kurzer, schwerer Krebserkrankung sehr plötzlich verstorben. Meine Tochter war damals sieben Monate alt. Es war ein schreckliches Ereignis in meinem Leben und hat mein Denken nachhaltig geprägt. Der Tod meiner Mutter hat mir vor Augen geführt, wie schnell alles vorbei sein kann und dass man das Leben bei den sprichwörtlichen Eiern packen sollte. Deshalb habe ich Ende 2018 entschieden, endlich anzufangen, meinen Traum vom Schreiben zu verwirklichen!

Ich habe es übrigens bisher nicht geschafft, vier Bücher in einem Jahr zu schreiben. Ich arbeite gerade am zweiten Buch, das definitiv noch in diesem Jahr erscheinen wird, aber danach noch zwei Bücher zu veröffentlichen, ist utopisch. Trotzdem habe ich ein Ziel erreicht: Ich habe endlich angefangen!

Wenn Du anderen Nachwuchsautoren einen Rat geben solltest, welcher wäre das?

Do it! Just do it. Du weißt nie, ob du es schaffen kannst, wenn du es nicht einfach versuchst. Hör nicht auf Menschen, die dir die Idee ausreden wollen, nimm nur konstruktive Kritik an. Und dann: do it!

Woran arbeitest Du gerade und was sind Deine nächsten Projekte?

Aktuell arbeite ich, wie oben schon kurz angerissen, an einem Manuskript unter dem Arbeitstitel #queer. Es geht um eine Liebe zwischen zwei jungen Männern, die ein paar Hindernisse überwinden muss. Der Roman soll am 31. Oktober als E-Book und Taschenbuch erscheinen. Danach geht es definitiv mit dem Nachfolger von Zweifelhafte Wahrheiten weiter. Außerdem habe ich noch ein Buch in der Pipeline, das erzählt, wie sich jemand in einer festen Beziehung plötzlich neu verliebt. Mein Idee-Pool ist übrigens auch sonst noch gut gefüllt! So bald wird es nicht still bei mir!

Wo kann man Dich online am besten erreichen, wenn man sich für Dich und Deine Bücher interessiert?

Ich bin bei Instagram und Twitter als Ruhrpottmutti zu finden. Dort teile ich ganz viele Informationen zu aktuellen und zukünftigen Projekten und freue mich über den Austausch mit Lesern und Autoren! Außerdem suche ich immer mal wieder Testleser in den Sozialen Medien.

Vielen Dank für das Gespräch, Nadine.


Wenn Du jetzt Lust bekommen hast, auch unter die Nachwuchsautoren zu gehen, dann schau doch mal in meinen Beitrag Crash-Kurs für Autoren hinein. Darin begleite ich Hobbyautoren von der Buchidee bis zum fertigen Buch und noch ein Stückchen weiter.


Dr. Birgit Constant


Birgit Constant ist promovierte Mediävistin, hat elf Sprachen gelernt und sich in Übersetzung, IT und PR herumgetrieben, bevor sie in der Buchwelt landete.

Sie schreibt historische Romane für Leser, die geschichtlich und sprachlich ins Mittelalter eintauchen wollen, und hat einen Ratgeber für Nachwuchsautoren veröffentlicht, die mit deutscher Bürokratie und Buchmarketing kämpfen.

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