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Nachwuchsautoren im Gespräch: Sarah König 

 13. Dezember 2019

Interviews mit Bestseller-Autoren gibt es überall. Also her mit den Nachwuchsautoren!

Diese Woche stelle ich Sarah König vor, die mit Sponaneität und Planung das Schreiben und Veröffentlichen in ihr Leben integriert.

Hallo Sarah. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit nimmst, um mir ein paar Fragen zu beantworten.

Vielen lieben Dank für die Möglichkeit!

Obwohl Du bereits seit 2010 veröffentlichst, steht Deine Romankarriere mit einem veröffentlichten Fantasy-Roman noch am Anfang. Bis jetzt hast du vor allem Kurzgeschichten, aber auch ein Kinderbuch veröffentlicht und außerdem eine Anthologie herausgegeben. Wie bist Du dazu gekommen und was magst Du davon am liebsten und warum?

Puh, das ist schwer. Alles hat seinen ganz eigenen Reiz. Ich wachse und lerne ja auch mit jeder Geschichte dazu, so dass es immer ein toller Prozess ist. Ich glaube, am meisten Spaß macht mir, mich auf die Zielgruppe einzustellen. Auch wenn das verflucht schwer ist, vor allem bei Jugendbüchern, finde ich.

Ich habe mich damals sehr in die Harry-Potter-Bücher verliebt. So sehr, dass ich Fanfiction schrieb. Bis mir das nicht mehr reichte und ich durch sanfte Schubser erst den Weg in den Tintenzirkel, ein Autorenforum, fand und dann auch genug Mumm, um mir meine eigenen Figuren und Geschichten auszudenken.

Etliche Romananfänge später konnte ich dann einen Kleinverlag von meinem sabbernden Schnatter überzeugen, einige Kurzgeschichten fanden und finden auch in naher Zukunft ihren Weg in die große Welt, und wenn ich während der anstehenden Babypause genug Zeit und Muße habe, möchte ich auch 2020 insgesamt wieder mehr veröffentlichen, und damit an meinen Jugend-Fantasy-Roman Flammengarde anschließen.

Auch würde ich super gern noch einmal eine Anthologie herausgeben. Das Arbeiten als Herausgeberin war eine lehrreiche, wundervolle Erfahrung und hilft mir auch, mich als Autorin besser in die „Gegenseite“ hineinzuversetzen. Ich bin generell eine sehr kritikfähige Autorin. Das hilft natürlich auch.

Du bist Verlagsautorin, hast aber auch ein Kinderbuch, Das Goblinmädchen und der Himbär, im Self-Publishing veröffentlicht. Was gefällt Dir besser und warum?

Mir gefällt beides gut, ich muss aber klar sagen, dass ich im Self-Publishing natürlich bessere oder überhaupt Kontrolle habe. Angefangen vom Satz über das Cover bis hin zur Preisgestaltung und der Überwachung der Verkäufe. Mit den übrigen Titeln bin ich in einem Kleinverlag, und im Grunde kann man den Status der Bücher doch bis auf einen Punkt mit dem Self-Publishing vergleichen. Denn werben musst du selbst, die Messepräsenz des Machandel Verlags ist jedoch größer, als meine derzeit sein kann und erstmal sein wird.

Allein für die genannten Entscheidungspunkte ist Self-Publishing klar vorzuziehen, die Arbeit des Marketings wiegt allerdings schwer. Man muss wissen, worauf man sich einlässt, dass es Arbeit ist. Für mein Kinderbuch war mir nur wichtig, dass es möglich ist, es zu bekommen. Hier muss ich keine nennenswerten Gewinne einfahren, weil ich es in erster Linie für meine große Tochter geschrieben habe. Ob ich während der anstehenden Elternzeit mehr in das Marketing kommender Projekte investieren kann, steht noch nicht so genau fest, zumindest aber das geplante Erotikprojekt unter Pseudonym werde ich im Eigenverlag herausbringen.

Deine Texte sind in Zeitschriften, Anthologien, als gedrucktes und als E-Book erschienen. Liest Du selbst lieber E-Books oder gedruckte Bücher?

Beides. Jetzt mit dickem Babybauch ist der Reader entspannter. Einige Bücher habe ich sogar doppelt, weil ich, nachdem ich das E-Book beendet hatte, noch zwingend das Buch im Regal stehen haben wollte. Ich bin eine Wiederholungstäterin, ich lese selten Neues, gerne Altbekanntes, Geliebtes.

Du bist Autorin mit Vollzeitjob. Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei Dir aus?

Derzeit genieße ich den Luxus, zuhause zu sein. Weit vor meiner Elternzeit ab Ende Oktober, aber so oder so ist mir der Bauch bereits häufig im Weg. Ich versuche in vielen Positionen zu schreiben, am Rechner oder am Laptop, es klappt mal mehr mal weniger gut.

Und dann habe ich ja noch meine Tochter. Ein typischer Tagesablauf ist wohl, dass wir aufstehen, uns mehr oder weniger gemütlich Richtung Kindergarten aufmachen. Einkaufen oder Freundinnen treffen, die ebenfalls mit Nachwuchs oder ohne zuhause sind, ausruhen, vielleicht etwas schreiben, Hausarbeiten, die Große abholen. Bespaßen oder z. B. zur Musikschule, Freunde treffen, vielleicht steht ein Kindergeburtstag an, Abendessen. Und wenn meine Tochter schläft und ich noch sitzen kann, etwas schreiben, vielleicht am Laptop oder ins Notizbuch, vielleicht aber auch nur Fernsehen und es sich gut gehen lassen. Und das dann bald noch mit zweitem Kind.

Schreibst Du jeden Tag?

Nein, allerdings habe ich gerade eine Deadline für eine Kurzgeschichte – da denke ich zumindest jeden Tag über das Projekt nach oder mache mir Notizen, wenn mir zwischendurch etwas einfällt. Und ich weiß, dass ich mein „Nein“ hier in spätestens zehn Tagen sehr bereuen werde.

Englische Autoren werden gerne gefragt, ob sie „Plotter“ oder „Pantser“ sind, also Planer oder Bauchschreiber. Zu welcher Fraktion gehörst Du?

Eher Pantser, wobei ich das nur zu Beginn wirklich bin. Dann brauche ich einen roten Faden, an dem ich mich entlanghangeln kann. Trotzdem gehören Abzweigungen dazu, und ich lasse die Geschichte, die Figuren und die Wendungen auf mich zukommen.

Ich versuche gerade das erste Mal, mit Charakteren aus einer bestehenden Kurzgeschichte eine weitere zu schreiben, und hoffe, dass mir das gelingt.

Viele Autoren schwören auf Kaffee beim Schreiben. Welche Geheimmittel bringen Dich durch lange Schreibphasen?

Tatsächlich eher Tee oder ungezuckerte Limonade (um keine Marken zu nennen). Ich mag allerdings auch Säfte, ein bisschen Obst für Zwischendurch oder Salzstangen, Kekse. Meistens habe ich nicht so lange Schreibphasen, als dass ich Snacks bräuchte. Dann genügt mir ein Glas Wasser oder eine Tasse Tee oder beides.

Welche Themen oder Zeiten interessieren Dich beim Schreiben am meisten? Worüber würdest Du niemals schreiben?

Ich beginne gerade, mich ein wenig mehr und dabei noch nicht sonderlich tief in die Science-Fiction-Welt einzufinden. Generell mag ich die magische Fantasy wie bei Harry Potter tatsächlich am liebsten. Es darf auch mal düster werden, wobei mir brutal-ins-Gesicht-Horror nicht liegt. Lieber nur feine Einstreuungen. Ich denke so etwas wie 50 Shades würde mir nicht über die Tasten kommen. Erotik ja, aber nicht so. Horror, wie erwähnt, wenn’s wirklich gruselig wird … psychisch anstrengend, nein, sowas auch nicht.

Woher nimmst Du die Ideen für Deine Bücher? Fallen Dir die spontan ein oder hast Du eine Sammlung, aus der Du schöpfen kannst?

Es sind eigentlich immer spontane Einfälle, allerdings hervorgerufen durch einen Geruch, eine Melodie/ein Lied, einen Text, ein Bild. Ich bin ein sehr visueller Mensch, ich stelle mir vor, was ich schreibe. Diese Bilder helfen mir sehr. Eine Sammlung habe ich eigentlich nur in dem Sinne, dass sich einige Anfänge (samt Inspirationsbilder/-lieder etc.) auf meiner Festplatte tummeln, und es schon einmal vorkam, dass sich etwas gut eignete, um in ein neues Projekt integriert zu werden.

Hast Du schon einmal überlegt, ein Buch mit einem Mann als Protagonist zu schreiben?

Wenn ich es genau nehme, habe ich mit Ferdinand und Kasper männliche Protagonisten in Ferdinand von Schnatter der Viertelnachzweite. Und ich habe in dem aktuellen Kurzgeschichten-Projekt den männlichen Part einer anderen Kurzgeschichte als Protagonist auserkoren. Also ja. Und ich bin auch bereit, es mit einem Charakter zu versuchen und zu sehen, ob es denn klappt. Manchmal muss man seine Ideen an die Charaktere anpassen.

Hast Du literarische Vorbilder? Wenn ja, wen?

Ich muss gestehen, nein. Ich liebe ein paar Bücher heiß und innig, aber aus anderen Gründen, als dass die AutorInnen meine Vorbilder sind/sein können.

Welches Buch liegt aktuell auf Deinem Lesestapel?

Da liegt Jenny Karpes Zwei Kontinente auf Reisen zuoberst und einige ungelesene KollegInnen (manche seit Jahren …) darunter. Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen, die gehofft hatten, ich käme zum Lesen.

Was findest Du beim Schreiben eines Textes am schwierigsten?

Die flüssige Formulierung. Die knackige Formulierung. Das alles sagen und ausdrücken, was ich denke. Ich bemerke immer wieder, dass ich mehr von dem, was geschehen soll, denke, als dass ich es aufschreibe.

Was stört Dich am meisten am Autorendasein? Was genießt Du besonders?

Mich stört – oh, das klingt jetzt gleich wie großes Jammern – die nicht oder kaum existente Rückmeldung. Wenn ich nicht gerade eine Leserunde mitgestalte, erhalte ich kaum Rückmeldung, ob mein Buch gelesen wird. Das ist bei Verlagsbüchern gravierender, denn hier erfahre ich erst durch die Abrechnung, ob es Verkäufe gab.

Nicht jeder mag es, Rezensionen zu schreiben und so mitzuteilen, dass das Buch gelesen wurde.

Genossen habe ich, dass ich tatsächlich schon einmal eine „Fan-Mail“ erhalten habe. Davon war ich sehr gerührt und total begeistert. Ich freue mich, wenn meine Gewinnspiele gut laufen und ich das Gefühle habe, jemandem mit meinem Geschenk, meinem Buch, eine Freude zu machen.

Die Bücherwelt dreht sich immer schneller. Manche Autoren bringen vier bis sechs Bücher pro Jahr auf den Markt. Einen Roman in 30 oder 60 Tagen zu schreiben, wird überall als machbar angepriesen. Siehst Du dieser Entwicklung gelassen entgegen oder fühlst Du Dich dadurch unter Druck gesetzt?

Ich sehe das sehr gelassen, ich glaube aber, mit größeren Verträgen, einer Agentur im Rücken oder auch der Existenzangst durch das Autorendasein als einzige Einnahmequelle, kann einen das schon sehr stressen.

Es ist definitiv möglich, einen Roman in dieser Zeit zu schreiben. Jedes Jahr im NaNoWriMo (National Novel Writing Month) erstaunen mich die horrenden Zahlen einiger Teilnehmer, die weit über das allgemeine Ziel hinaus gehen. Es ist auch möglich, den Roman nicht nur zu schreiben, sondern zu lektorieren bzw. lektorieren zu lassen, zu setzen, ein Cover draufzupappen und ihn rauszugeben. Man muss einfach wissen, was man will und leisten kann. Wer das in der Intensität schafft, Hut ab.

Wenn es allerdings dazu führt, dass auch nur noch diese Autoren gesehen werden, dann stimmt mich das schon nachdenklich. Und hier kommt wieder der Punkt der Rückmeldungen – ich muss präsent sein, um erkannt zu werden. Bekannt. Das schaffe ich natürlich mit sechs Büchern im Jahr besser, als mit zwei Kurzgeschichten und einem Roman; einem Pensum, das ich nur mit Vorlauf überhaupt erreiche.

Aber ich sage mir auch, dass das eben jetzt so ist und ich mich auf meine Familie konzentriere. Wenn die Kinder größer sind, wenn der Alltag sich mit einem neuen Job wieder eingependelt hat, dann kann ich geregelter schreiben, vorausschauend planen und regelmäßiger veröffentlichen. Oder eben nicht, aber dann ist das auch gut so.

Wenn Du anderen Nachwuchsautoren einen Rat geben solltest, welcher wäre das?

Geduld. Ich bin der ungeduldigste Mensch, den ich kenne, und das merke ich natürlich auch während meiner Arbeit als Autorin.

Es braucht so viele Dinge, um richtig in der Buchwelt anzukommen. Das richtige Thema zur richtigen Zeit im richtigen Verlag oder mit der richtigen Methode im Eigenverlag.

Es ist ein bisschen wie bei der Familienplanung – es müssen unzählige Dinge zum richtigen Zeitpunkt zusammenkommen, um einen Namen, eine/n AutorIn auf einen guten Weg zu bringen. Es hilft, sich zu vernetzen – und auch das kann ein wenig dauern und erfordert Mut.

Nicht aufgeben. Schreiben. Einfach weiterschreiben.

An was arbeitest Du gerade und was sind Deine nächsten Projekte?

Ich habe vor einigen Wochen eine Kurzgeschichte abgegeben, auf die ich mich (voraussichtlich) 2020 schon sehr, sehr freue. Science Fiction, Horror und Fantasy – eine wilde, großartige Mischung, eine Anthologie. Mehr kann ich noch nicht erzählen.

Diese Charaktere versuche ich gerade in einer weiteren Kurzgeschichte unterzubringen. Diese wird ein Muss für Katzenfans, so viel kann ich verraten.

2020/2021 erscheinen also definitiv diese beiden.

Ende 2019 bekomme ich mein zweites Kind und zuvor, im NaNoWriMo, möchte ich mich einem Projekt widmen, das unter meinem Pseudonym Alanis J. Sinclair erscheinen wird. Hier schreibe ich an meinem ersten Erotik-Roman, bestehend aus sieben Geschichten in einem Buch.

Und dann bin ich auch super gern Testleserin für befreundete AutorInnen.

Wo kann man Dich online am besten erreichen, wenn man sich für Dich und Deine Bücher interessiert?

Ich bin sowohl auf Facebook als auch auf Twitter oder Instagram zu erreichen. Meine Autorenhomepage ist: https://sarahkoenig.blogspot.com/

Und auch für mein Projekt unter Pseudonym gibt es bereits eine Kontaktmöglichkeit bei Facebook: https://www.facebook.com/pg/AlanisJSinclair

Vielen Dank für das Gespräch, Sarah.

Vielen lieben Dank, Birgit!


Wenn Du jetzt Lust bekommen hast, auch unter die Nachwuchsautoren zu gehen, dann schau doch mal in meinen Beitrag Crash-Kurs für Autoren hinein. Darin begleite ich Hobbyautoren von der Buchidee bis zum fertigen Buch und noch ein Stückchen weiter.


Dr. Birgit Constant


Birgit Constant ist promovierte Mediävistin, hat elf Sprachen gelernt und sich in Übersetzung, IT und PR herumgetrieben, bevor sie in der Buchwelt landete.

Sie schreibt historische Romane für Sprachbegeisterte, die geschichtlich und sprachlich ins Mittelalter eintauchen wollen, und hat einen Ratgeber für Nachwuchsautoren veröffentlicht, die mit deutscher Bürokratie und Buchmarketing kämpfen.

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